Teppiche

Geschichte der Bildteppiche

Bildteppiche werden auch Tapisserien genannt. Sie wurden früher als Schmuck an die Wand gehängt und gehörten zu den kostbarsten Besitztümern eines Herrschers. Sie können gelesen werden wie Bildergeschichten und erzählen von den Heldentaten einzelner Menschen.

Von Sabine Kaufmann

Die ersten Hochkulturen

Schon in der Antike gab es Bildteppiche: Zum Beispiel aus Babylon oder Ägypten sind Bildteppiche als Schmuck für Zelte, Herrschaftssitze oder Kultstätten bekannt. Sie hatten stets einen repräsentativen Charakter und förderten das Ansehen und die Geltung ihres Besitzers.

In Griechenland wie in Byzanz war die Textilherstellung eine der wichtigsten Aufgaben. Beeindruckend sind die Bildteppiche, die die Hagia Sophia in Byzanz zu Zeiten von Kaiser Justinian I. im 6. Jahrhundert schmückten. Auf den Bildteppichen sind Szenen aus dem Neuen Testament neben die guten Taten des Herrschers Justinian I. gestellt.

Bildteppiche sind als Zierde aus Kirchen und Sakralbauten nicht wegzudenken. Im Mittelalter fertigten vor allem Frauenklöster Altardecken oder Fastentücher an, zum Beispiel der Benediktinerinnenorden in Lüneburg. In Kirchenschiffen dienten die Tapisserien auch als Raumteiler oder zur Verkleidung von offenem Dachgebälk.

Blütezeit der Tapisserien

Im ausgehenden Mittelalter kauften auch das französische und das englische Könighaus, die Bildteppiche. Ging der Herrscher auf Reisen, begleiteten ihn seine Tapisserien.

Eine wahre Blüte erlebten die Bildteppiche am burgundischen Herzoghof im 15. Jahrhundert. Besonders der burgundische Herzog Philipp der Gute kaufte immer wieder neue Wandbehänge und Decken für seine Möbel oder Wappenteppiche für den Altarraum.

Zu ihrer Aufbewahrung ließ er extra ein feuerfestes Gewölbe errichten und beauftragte einen eigenen Berufsstand, die "garde de la tapisserie" mit ihrer Pflege. Philipp der Gute verschenkte seine wertvollen Tapisserien auch an Kaiser und Päpste, um sie für seine politischen Absichten zu gewinnen.

Bei zeremoniellen Anlässen oder Staatsbesuchen schmückte man die Festräume des Hofes oder sogar ganze Plätze mit den kostbaren Bildteppichen. Die großformatigen Tapisserien befestigte man an Häuserfassaden oder Holzgerüsten. Ziel war es, einen festlichen Rahmen zu schaffen, aber auch Gäste zu beeindrucken und seinen Reichtum zur Schau zu stellen.

Zu diesen repräsentativen Zwecken wurden meist Tapisserien mit nicht-religiösen Themen ausgewählt. Oft zierten Motive aus der antiken Mythologie, Kriegsszenen oder römische Feldherren und Kaiser die Bildteppiche, allen voran Julius Cäsar oder Trajan. Ebenso wichtig waren auch Bildteppiche mit religiösen Themen, die das Leben von Jesus Christus oder die Gottesmutter Maria zeigten.

"Der Bau Konstantinopels" als Bildteppich | Bildquelle: AKG

Die Herstellung

Wenn der Wandbehang für einen bestimmten Raum vorgesehen war, wurde er dafür natürlich maßgeschneidert ja nach den architektonischen Gegebenheiten. Der Auftraggeber konnte selbst einen Maler auswählen und mit ihm die Bildmotive festzulegen. Wenn Fäden aus Seide, Gold oder Silber verwendet werden sollten, erhöhte das den Preis der Tapisserie enorm.

Zuerst wurden die Motive auf einer Leinwand in Originalgröße festgehalten. Die Wirkerwerkstätten setzten schließlich die malerische Vorlage ins textile Bild um. Zu den bedeutendsten Zentren der Wirkerei gehören im späten Mittelalter die oberrheinischen Städte Konstanz, Basel, Freiburg im Breisgau und Straßburg. Im 16. Jahrhundert kamen Werkstätten in Flandern und den Niederlanden hinzu.

Historische Szenen wurden in Bildteppichen verewigt | Bildquelle: akg-images / Erich Lessing

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 23.01.2020)