Tinte aus Ruß und Sepia
Vor 5000 Jahren schrieben die Ägypter mit Binsen auf Papyrus. Damals schon existierten schwarze und rote Tinten – sie wurden aus Ruß oder eisenoxydhaltigen Erden, Wasser und einem gummiähnlichen Bindemittel hergestellt.
Auch die Chinesen schrieben schon früh: Um 2600 vor Christus trugen sie dazu eine Art Lack mit einem Bambusstab auf. Erst viel später wurde auch dort die Tinte aus Ruß gebräuchlich, der beim Verbrennen aus Lack und Nadelholzkohle entstand und in Stangen gepresst wurde. Dann rieb man diese Trockenfarbe so lange in Wasser, bis man damit schreiben konnte.
Unter den zahlreichen überlieferten Tintenrezepten finden sich einige, die aus der Tintenblase des Tintenfischs gewonnen wurden – "Sepia" heißen deshalb sowohl der Meeresbewohner als auch der dunkelbraune Farbstoff.
Sepia-Tintenfisch
Nach dem Trocknen wird der Farbstoff im Mörser pulverisiert, zum Schreiben rührt man das Pulver mit Regenwasser und dem Bindemittel Gummi Arabicum an. Sepia-Tinte war jedoch in Europa nicht überall bekannt, erst der römische Autor Cicero (106 bis 43 vor Christus) berichtet davon.
Ruß- und Sepia-Tinten eigneten sich zum Schreiben auf Papyrus. Sie waren leicht abwaschbar, so dass der Schreibgrund wieder verwendet werden konnte. Federn aus zurechtgeschnittenem Schilfrohr waren damals das Schreibwerkzeug.
Die ersten Bücher
Bis 400 nach Christus wurde hauptsächlich auf Papyrus geschrieben. Dann entdeckte man die Vorzüge des Pergaments: Leder, bevorzugt feines Kalbsleder, wurde so penibel gegerbt und abgeschabt, bis es dünn und durchscheinend war. Es ließ sich beidseitig beschreiben und schluckte weder Farbe noch Tinte, sodass die ursprüngliche Färbung nicht verblich.
Darüber hinaus war es haltbar, wetterfest und die einzelnen, beliebig großen Blätter konnten miteinander verschnürt werden. So entstand das Buch. Bis zur Einführung von Papier im 13. Jahrhundert – die Chinesen hatten es bereits 100 vor Christus erfunden – blieb das Pergament der wichtigste Beschreibstoff.
Mit ihm kam der praktischere Gänsekiel zum Einsatz. Er stammt in der Regel aus den ersten fünf Schwingfedern der Gans. Wegen ihres Schwungs liegen die Federn des linken Flügels Rechtshändern besonders gut in der Hand.
Buchmalerei auf Pergament (um 1400)
Andere und auch farbige Tinten entstanden auf mineralischer, pflanzlicher und tierischer Basis. Die Alchimisten des Mittelalters experimentierten mit Ruß und pulverisierten Mineralien, Eiweiß und Wein. Doch die schwarze und wasserfeste, so genannte Eisengallustinte war bereits den Römern bekannt: Sie galt als Schreibmittel für die Ewigkeit.
Die Eisengallustinte besteht aus pulverisierten Galläpfeln, Eisen- oder Kupfervitriol, Gummi Arabicum und Lösungsmitteln wie Wasser, Bier, Wein oder Essig. Einziger Nachteil dieser Tinte war, dass sie beim Altern Schwefelsäure freisetzte, die das Papier zersetzte – der so genannte Tintenfraß entstand.
Tinten und Stahlfedern
Eisengallustinten waren lange in Gebrauch. Als jedoch ab 1750 die ersten Schreibfedern aus Metall Mode wurden, musste die Tintenrezeptur verändert werden: Denn die Salze der Tinte setzten den Stahlfedern so zu, dass sie schon nach kurzem Gebrauch rosteten.
Mit dem 19. Jahrhundert begann die Zeit der Normen: Das deutsche Reichskanzleramt gab 1888 "Die Grundsätze für amtliche Tintenprüfung" heraus, die 1912 noch weiter ergänzt wurden.
Gänsekiele neigen zum Klecksen
Füllfederhalter sind praktischer und zuverlässiger als klecksende Federn. Die ersten Modelle kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Markt. Füller waren zunächst noch recht umständlich und undicht, sie wurden mit einer Pipette betankt. Doch 1883 erfand Lewis E. Waterman ein neues Tintenleitsystem und setzte mit seinem Füllfederhalter "Waterman Regular" Standards, die bis heute gelten.
Waterman fertigte 1927 die ersten Tintenpatronen, ihr System wurde jedoch erst ab 1960 weltweit gebräuchlich. Zuvor wurde bereits der Kugelschreiber erfunden, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum stärksten Konkurrenten des Füllers wurde.
High-Tech-Tinte
Als sich Computer und Drucker in den Büros durchsetzten, wurde auch die Tinte stark weiterentwickelt. Ihre Substanzen wurden wissenschaftlich perfektioniert und genau auf die Funktionsweise des Tintenstrahldruckers abgestimmt. Als Basis dienen in der Regel synthetische lichtbeständige Pigmente. Bei Farb-Tintenstrahldruckern entstehen Kombinationen aus Cyan, Gelb, Magenta und Schwarz.
Beim Tintenstrahl-Druckverfahren wird die Tinte auf 150 Grad Celsius erhitzt. Diese Temperatur muss sie aushalten, ohne sich zu zersetzen. Wichtig ist dabei, dass sich nach dem Druckvorgang keine festen Tintenbestandteile absetzen, die den Druckkopf zerstören könnten. Beim Druck ist die Menge und Flugrichtung der abgegebenen Tinte wichtig, sie richtet sich nach Zusammensetzung und Fließverhalten.
Tinte – eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 13.03.2015)
Quelle: WDR