Martin Luther neuneinhalb 01:53 Min. Verfügbar bis 14.05.2029 WDR

Religion

Martin Luther

Martin Luther war ein deutscher Mönch und Theologieprofessor im späten Mittelalter. Er kritisierte den Papst und legte den Grundstein für die so genannte Reformation, also die Erneuerung der katholischen Kirche. Damit ging er in die Geschichtsbücher ein.

Von Gregor Delvaux de Fenffe

Geboren wurde Martin am 10. November 1483 in Eisleben, einer Stadt zwischen Harz und Elbe im heutigen Sachsen-Anhalt. Der Familienname lautete damals Luder, erst später änderte Martin ihn zu "Luther".

Der Vater Hans Luder war Hausbesitzer und Teilhaber einer Erzmine und wollte, dass sein Sohn als städtischer Beamter Karriere machte. Zunächst studierte Martin Jura, doch nach einem einschneidenden Erlebnis in einer Gewitternacht 1505 wurde er Mönch.

Luther machte Karriere als Mönch und an der Universität | Bildquelle: akg-images

Er trat in den Stift der Augustiner-Eremiten ein, einen der strengsten Orden seiner Zeit, und nahm sein Leben als Mönch sehr ernst. Schon im Februar 1507 wurde er wegen vorbildlicher Lebensführung zum Priester geweiht.

1508 ging er nach Wittenberg zum Theologiestudium. Dort hatte Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen gerade eine Universität gegründet. Luther wurde bald zum Doktor der Theologie, er hielt Vorlesungen und predigte auch selbst.

Ab etwa 1515 war der Dominikanermönch Johann Tetzel in der Region unterwegs, um so genannte Ablassbriefe zu verkaufen. Tetzel versprach die Vergebung sogar der schlimmsten Sünden, solange nur ordentlich bezahlt werde. "Sobald die Münz’ im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt", lautete sein Aufruf.

Johann Tetzel, Theologe u. Ablassprediger (Todestag 11.08.1519) WDR ZeitZeichen 11.08.2019 14:56 Min. Verfügbar bis 08.08.2099 WDR 5

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Von dem Geld, das da im Kasten klingelte, finanzierte der Papst unterdessen ein ehrgeiziges Projekt: den neuen Petersdom in Rom. Gegen diese Ablassbriefe erhob Luther nun seine Stimme. Er warf der Kirche vor, mit den Ängsten der Menschen Geschäfte zu machen.

Denn im Mittelalter hatte die Kirche eine ungeheure Macht. Es ist nicht ganz richtig, wenn man sich heute vorstellt, die Menschen damals hätten Angst vor der Hölle gehabt. Jeder Christ, der einigermaßen anständig blieb, die christlichen Sakramente empfing und die kirchlichen Regeln befolgte, der machte sich keine Sorgen, in der Hölle zu landen.

Die Bedrohung lag vielmehr im Fegefeuer – durch dieses musste jeder Mensch hindurch, um in den Himmel zu kommen. So lehrte es damals die Kirche. Und gegen Geld, den sogenannten Ablass, bot die Kirche den Menschen die Möglichkeit, die Zeit in diesem Feuer erheblich abzukürzen.

Die Menschen des Mittelalters hatten Angst vor dem Fegefeuer | Bildquelle: mauritius images / Godong / Alamy / Alamy Stock Photos

Luther zweifelte das öffentlich an: Jeder Christ sei vor Gott gleich und in der Lage, selbst über seinen Glauben zu entscheiden. Mit großer Entschiedenheit forderte er die Kirche auf, zu ihrem eigentlichen Auftrag zurückzukehren. Damit forderte er niemand Geringeren als den Papst selbst heraus.

Schließlich verlor der Papst die Geduld und verfasste eine Urkunde ("Bannbulle") gegen Luther, in der er den Wittenberger Theologen aus der Kirche ausschloss ("exkommunizierte"). Luthers Schriften wurden öffentlich verbrannt.

Luther wehrte sich, indem er seinerseits die päpstliche Bannbulle in aller Öffentlichkeit ins Feuer warf – eine weitere Provokation.

Martin Luther (links) verbrennt die Urkunde des Papstes öffentlich | Bildquelle: picture alliance / akg-images

Unterdessen war der junge Habsburger Karl V. zum Kaiser gekrönt worden und wollte ein geeintes Reich im römisch-katholischen Glauben erschaffen. Der aufsässige Mönch Martin Luther war ihm dabei ein Dorn im Auge.

Auf dem Wormser Reichstag von 1521 ließ er Luther vorladen. Luther folgte dem Aufruf und traf voller Angst in Augsburg ein. Er konnte nicht wissen, ob er nicht als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden würde – wie es dem Theologen und Reformatoren Jan Hus während des Konstanzer Konzils 1415 ergangen war.

Die Vertreter der Kirche wollten eine sachliche Diskussion verhindern, da Luther als brillanter Redner galt und seine Argumente vermutlich überzeugend dargelegt hätte. Statt dessen wollte man Luther einschüchtern und dazu bringen, seine Vorwürfe und Ansichten zu widerrufen, also zurückzunehmen.

Doch Luther blieb standhaft: Widerrufen könne er nicht, solange man ihn nicht in der Sache vom Gegenteil überzeuge, sagte er. "Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Amen." So soll er der Legende nach seine Rede beendet haben.

Luther auf dem Wormser Reichstag, dargestellt von Schauspieler Joseph Fiennes | Bildquelle: dpa-Film/Ottfilm

Der Kaiser und die Kirchenvertreter waren bestürzt. Sie erklärten Luther für "vogelfrei", das heißt: Von nun an hatte er keinerlei Rechte mehr. Jeder durfte ihn töten, ohne dafür bestraft zu werden.

Luther reiste vom Reichstag ab. Doch der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise sorgte sich um Luthers Leben und erdachte einen listigen Plan. Heimlich beauftragte er seine Männer, Luther auf offener Straße zu entführen. Es sollte so aussehen, als hätten die Soldaten des Kaisers Luther überfallen und verschleppt.

Der Plan gelang und der verängstigte Luther wurde in Eisenach auf der Wartburg versteckt. Um ihn seine halbfreiwillige Gefangenschaft etwas zu erleichtern, verschaffte ihm der Kurfürst eine neue Identität: Außerhalb der Burg trat Luther nun als Rittersmann unter dem Namen "Junker Jörg" auf.

Und noch etwas sorgte dafür, dass der Reformator während seiner Zeit auf der Wartburg beschäftigt war. Luther stürzte sich in das größte schriftstellerische Werk seines Lebens: die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache.

Martin Luther, Reformator (Todestag, 18.02.1546) WDR ZeitZeichen 18.02.2021 14:58 Min. Verfügbar bis 19.02.2099 WDR 5

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(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 28.05.2024)