Unmittelbar bevor Stauffenberg das Attentat auf Hitler verüben konnte, musste er den Sprengstoff mit einem chemischen Zeitzünder präparieren. Als der schwerbehinderte Offizier mithilfe seines Adjutanten Werner von Haeften die Sprengladung scharf machen wollte, wurde er gestört.
Kaum hatten beide in einem Aufenthaltsraum begonnen, die Säurezünder in die Sprengladung einzusetzen, rief General Fellgiebel, einer der Mitverschwörer, in der Baracke an, um Stauffenberg zu sprechen. Daraufhin trat Oberfeldwebel Werner Vogel in den Aufenthaltsraum ein, um Stauffenberg zur Eile zu drängen.
Vogel gab später zu Protokoll, er habe gesehen, wie die beiden Offiziere einen Gegenstand in ihren Taschen verstauten. Durch die große Hast gelang es Stauffenberg offenbar nur, eines der beiden englischen Sprengstoffpakete scharf zu machen, das er beim Attentat nutzte.
Zu der geringen Sprengstoffmenge kam die für das Attentat ungünstige Beschaffenheit des Besprechungsraumes. Denn der 20. Juli war ein heißer Tag, sodass die Lagebesprechung in einer Holzbaracke statt im Bunker geführt wurde.
Hätte diese Baracke über eine Verdämmung wie in einem massiven Bunker verfügt, wäre das Attentat womöglich gelungen. Doch die leichte Baracke besaß fünf Fenster, die bei warmem Wetter geöffnet waren. Außerdem befand sich unter dem Bretterboden ein Hohlraum. So konnte der Druck der Explosion ins Freie entweichen, sodass Hitler den Anschlag schließlich überlebte.
Aus heutiger Sicht scheint es nicht ganz nachvollziehbar, warum Stauffenberg bei der Durchführung des Attentats nicht sorgfältiger war. Warum, zum Beispiel, legte er das zweite Sprengstoffpaket nicht einfach zum ersten dazu? Auch wenn es keinen eigenen Zünder hatte, wäre es durch die Explosion der einen Ladung auf jeden Fall mit explodiert.
Dass zwei Sprengstoffpakete ihm zu unhandlich und zu schwer erschienen, ist unwahrscheinlich. Stauffenberg nutzte Plastiksprengstoff, ein sehr leichtes Material. Beide Pakete hätten also gut in die gleiche Aktentasche gepasst und hätten, zumindest was das Gewicht angeht, keinen Verdacht aufkommen lassen.
Manche Kritiker behaupten sogar, Stauffenberg hätte zu geringe Kenntnisse über die Beschaffenheit des Sprengstoffs besessen, sodass er die Wirkung der Ladung schlichtweg überschätzte.
All diese Fragen lassen sich heute nicht mehr eindeutig beantworten. Es bleibt die Tatsache, dass es ein gravierender Fehler war, nur eines der beiden Sprengstoffpakete zu benutzen. Dabei muss jedoch immer der unvorstellbare Druck miteinbezogen werden, unter dem Stauffenberg am 20. Juli in der Wolfsschanze stand.