Ein "Bastard" auf dem Thron
Als Elisabeth (englische Schreibweise: Elizabeth) als zweite Tochter von Heinrich VIII. am 7. September 1533 geboren wurde, glaubte niemand daran, dass sie einmal Königin von England werden würde. Sie galt als "Bastard", als uneheliches Kind.
Ihr Vater war nicht offiziell von seiner ersten Frau Katharina von Aragon geschieden, als er Elisabeths Mutter heiratete, die Hofdame Anne Boleyn. Drei Jahre später ließ Heinrich VIII. Boleyn köpfen, weil sie keinen männlichen Thronfolger geboren hatte.
Nach dem Tod ihres Vaters zog die 15-jährige Elisabeth an den Hof von Catherine Parr, der sechsten Ehefrau von Heinrich VIII.
1558 folgte Elisabeth auf den Thron, nachdem ihr Halbbruder Eduard VI. und ihre Halbschwester Maria I. gestorben waren. Dass Elisabeth auf Platz drei der Thronfolge aufgerückt war, hatte sie vor allem Catherine Parr zu verdanken, die sich auch für die gute Ausbildung der späteren Königin eingesetzt hatte.
Unter der Regentschaft von Maria I. war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den protestantischen Anhängern der anglikanischen Kirche und den Katholiken gekommen.
Während Elisabeths katholische Vorgängerin Maria die Protestanten rigoros verfolgt hatte, um den Katholizismus nach England zurückzubringen, stand Elisabeth auf der Seite der anglikanischen Kirche.
Ihr Vater hatte die "Kirche von England" gegründet, nachdem die katholische Kirche der Scheidung von seiner ersten Frau Katharina von Aragon nicht zugestimmt hatte.
Elisabeths Plan ging auf: Ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung wurde die anglikanische Kirche offiziell zur Staatskirche. Trotzdem versuchte Elisabeth die Katholiken nicht ganz auszuschließen, indem sie zum Beispiel einige katholische Bräuche und Rituale weiter bestehen ließ.
England blüht auf
Zu den größten Erfolgen von Elisabeth I. gehörte der Ausbau Englands zur Seemacht. 1588 besiegten Elisabeths Schiffe im Ärmelkanal in einer legendären Schlacht sogar die zahlenmäßig überlegene spanische Armada.
Elisabeth, die sich Zeit ihres Lebens mit guten Beratern umgab, legte außerdem den Grundstein für das britische Empire. Das hatte auch Schattenseiten: Unter ihrer Herrschaft wurden nicht nur die ersten Handelsgesellschaften gegründet, sondern auch der Sklavenhandel zwischen Afrika und Westindien organisiert.
Im 17. Jahrhundert begann dann unter Elisabeths Nachfolgern die Zeit der Kolonialisierung, bei der unter anderem Teile von Nordamerika und Indien mit Gewalt erobert und zu englischen Kolonien gemacht wurden.
Zu Elisabeths innenpolitischen Verdiensten gehörten die verbesserte Ausbildung von Handwerkern sowie die Festschreibung von Löhnen und Preissenkungen. Unter ihrer Regentschaft wurde England zu einem reichen Land mit niedrigen Steuern. Elisabeth I. förderte außerdem die Kultur. Sie besuchte die Stücke des jungen Dramatikers William Shakespeare und hatte ein eigenes Orchester sowie eine eigene Theatertruppe.
Eine Dynastie verschwindet
Die "jungfräuliche Königin", wie sie sich wegen ihrer selbsterwählten Ehelosigkeit nannte, hatte auch Feinde. Zu ihren größten Rivalinnen gehörte die schottische Königin Maria Stuart. Sie war eine Großnichte Heinrichs VIII. und wurde als Katholikin unter anderem von Spaniens König Phillip II. unterstützt.
Maria Stuart, die im englischen Exil lebte, wurde von Elisabeth wie eine Gefangene behandelt und 1587 hingerichtet. Sie hatte immer wieder versucht, die englische Königin durch Verschwörungen vom Thron zu stürzen.
1603 starb Elisabeth I. im Alter von 69 Jahren. Sie hinterließ ein florierendes Land, aber keinen Thronerben. Ihr Nachfolger wurde Jakob VI. (englisch: James VI). Der Sohn von Maria Stuart – Elisabeths Großneffe – war damit nicht nur König von England, er behielt auch seinen Titel als schottischer König.
Elisabeths Tod zog auch einen Dynastiewechsel nach sich. Mit Jakob VI. war jetzt das Haus Stuart an der Macht.
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 06.05.2021)