Vanille gehört weltweit zu den bedeutendsten Aromen. Die kultivierte Nutzpflanze mit dem botanischen Namen "Vanilla planifolia" benutzt man hauptsächlich zum Aromatisieren von Lebensmitteln. Die Tabak- und Parfümindustrie verwendet eine andere Vanilleart, die "Vanilla planisolia".
Die Vanille ist ein ausgesprochener Kletterspezialist mit schotenförmigen Früchten. Ihre ursprüngliche Heimat ist Mexiko. Noch bevor die Spanier Amerika eroberten, hatten die Azteken das Gewürz für sich entdeckt und ein kakaoähnliches Getränk damit zubereitet.
Mit der Eroberung und Kolonialisierung Mittelamerikas im 16. Jahrhundert begann der Raubbau. Handelsschiffe brachten das kostbare Gewürz nach Europa. Die Ausfuhr der lebenden Vanillepflanze war dagegen strengstens verboten. Die Monopolstellung der spanischen Exporteure wäre damit in Gefahr geraten. So konnten sie das Handelsmonopol 300 Jahre lang halten.

Echte Gewürzvanille, Vanilla planifolia
1807 gelang es, kleine Pflänzchen zu schmuggeln. Sie tauchten bald in Europa auf und gelangten von dort auf die indonesische Insel Java und die Insel La Réunion im Indischen Ozean. Das Inselklima schien ideal, die Vanillepflanzen gediehen üppig, aber Schoten bildeten sich keine.
Es begann ein langes vergebliches Suchen nach der möglichen Ursache. 1837 fand der belgische Botaniker Charles Morren heraus, dass Kolibris und bestimmte Insekten in der mexikanischen Heimat für die Bestäubung zuständig sind. Die aber fehlten hier.
Man half sich und befruchtete die Blüten mithilfe eines kleinen Pinsels von Hand. 1841 gediehen die ersten Vanilleschoten außerhalb von Mexiko. Damit war das Monopol der Spanier gebrochen.

Die Vanilleblüte muss von Hand befruchtet werden
Die größten Anbaugebiete von Vanille sind heute Madagaskar und La Réunion. Von dort kommt die handelsübliche Bourbon-Vanille. Die Bezeichnung stammt noch aus der Zeit vor der Französischen Revolution, als La Réunion noch Ile Bourbon hieß.
Die Behandlung der Schoten ist aufwändig und zeitintensiv: Nach der Ernte werden die Schoten heiß überbrüht und anschließend für einige Stunden in Vlies gewickelt zum Schwitzen gebracht. In den nächsten 14 Tagen müssen sie abwechselnd in der Sonne und im Ofen trocknen.
Erst nachdem sie weitere acht Monate fest verschlossenen in Kästen geruht haben, haben sie ihr volles Aroma entwickelt. Als schwarz glänzende Stangen kommen sie schließlich auf den Markt.
Um weltweit alle Backwaren und Speisen mit echter Vanille zubereiten zu können, würde die Produktion der echten Vanille allerdings nicht ausreichen. Schon 1874 war es gelungen, das Vanillearoma künstlich herzustellen – es kam als "Vanillin" auf den Markt.

Die Behandlung der Schoten ist aufwändig und zeitintensiv
(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 17.02.2020)
Quelle: WDR