Dorsch
Vor allem der Dorsch –der in der Nordsee den Namen Kabeljau trägt – hat sich in der Ostsee erstaunlich gut dem Brackwassermilieu angepasst. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass es heute zwei weitgehend getrennte Dorschpopulationen gibt, die unterschiedliche Laichgebiete haben und sich auch in der Größe geringfügig voneinander unterscheiden.
Die eine lebt in der salzhaltigeren westlichen Ostsee, die andere Population in den salzärmeren Regionen östlich von Bornholm. Der östliche Dorschbestand ist heute – nicht zuletzt nach offensichtlich erfolgreich durchgeführten Schonprogrammen – etwa vier Mal so groß wie der in der westlichen Ostsee. Allerdings ist der Lebensraum des östlichen Dorschbestandes auch acht Mal größer als der in der westlichen Ostsee.
Die Hauptlaichgründe des westlichen Dorschs befinden sich im tiefen Gewässer des Bornholmer Beckens. Hier hat die Wasserqualität der Ostsee derart abgenommen, dass dem heranwachsenden Dorschbestand der Lebensraum drastisch eingeschränkt wurde.
Der Dorschlaich benötigt für den Aufwuchs ein konstant temperiertes und sauerstoffhaltiges Salzwassermilieu. Das gibt es in dieser Region nur in einer gewissen Wassertiefe. Stand dem Dorsch vor etwa 20 Jahren in dieser Region noch eine Wassersäule von 40 bis 80 Metern für den Nachwuchs zur Verfügung, so ist diese an manchen Orten auf nur noch einen Meter geschrumpft.
Hering
Auch Heringe gelten in der Ostsee als bestandsgefährdet. Beim Hering wurden die Fangquoten in der Vergangenheit immer wieder gesenkt, zuletzt um 65 Prozent für das Jahr 2020. Ein Zeichen dafür, wie angespannt die Lage hier ist.
Der Hering ist möglicherweise ein Opfer der Klimaveränderungen, denn Fischer beobachten, dass er häufig immer früher sein traditionelles Laichgebiet im Greifswalder Bodden aufsucht. Eine Vermutung für den stark reduzierten Heringsbestand in der Ostsee: Durch die Erwärmung der Ostseee wandert der Hering in kühlere Meeresgefilde ab.
Sprotte
Nur Sprotten gibt es in der westlichen Ostsee in Hülle und Fülle. Hier hat sich der Bestand in den vergangenen Jahren auf stabilem Niveau gehalten. Es gibt zwar eine kleine Fangflotte für Sprotten, die im Wesentlichen die Fischmehlindustrie beliefert, aber die niedrigen Preise decken kaum noch die Betriebskosten der Fischer.
Ein Grund für den stabilen Bestand der Sprotte dürfte zum einen in dem reichlich vorhandenen Nahrungsaufkommen zu suchen sein. Zum anderen aber auch in der Abnahme des Dorschbestandes, dem natürlichen Fressfeind der Sprotte.