Stechmücken
Stechmücken-Bekämpfung
In manchen Gebieten Deutschlands sind Stechmücken eine echte Plage. Für ihre Vermehrung brauchen sie stehende Gewässer – wie die Oberrheinebene mit ihren Auenlandschaften. Ohne flächendeckende Bekämpfungsmaßnahmen würde dort die Lebensqualität der Bewohner stark leiden.
Von Jochen Zielke
Kommunale Schnaken-Bekämpfung
Schon seit Jahrhunderten quälen Stechmücken die Anwohner in den Flussbereichen des Oberrheingrabens. Malaria spielt dort inzwischen zwar keine Rolle mehr, aber insbesondere die Haus- und Überschwemmungsmücken beeinträchtigen dort immer noch Jahr für Jahr enorm die Lebensqualität.
So gründete man 1976 die "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage", kurz KABS. Die Aufgabe der KABS: Bekämpfung der Stechmückenplage mit umweltschonenden und ökologisch vertretbaren Methoden.
Heute gehören zwischen dem nördlich gelegenen Landkreis Mainz-Bingen, dem Rheingaugebiet und dem im Süden gelegenen Ortenaukreis nahezu 100 Städte und Gemeinden mit gut drei Millionen Einwohnern zur KABS und finanzieren die Bekämpfungsmaßnahmen. Jährlich sind zwischen April und Oktober bis zu 300 KABS-Mitarbeiter entlang des Rheins unterwegs, um gegen die Schnakenplage vorzugehen.
Hunderte Stechmückenlarven in einem Wasserbehälter
Beginn der Maßnahmen im Frühjahr
Überschwemmungsmücken legen ihre Eier gerne auf feuchten Böden ab. Die Eier sind widerstandsfähig und können dort jahrelang überdauern. Wenn alljährlich im Frühjahr dann Schneeschmelze und starke Regenfälle für kräftige Überschwemmungen im Gebiet des Oberrheingrabens sorgen, werden die entstehenden Tümpel oder stehenden Gewässer zu idealen Brutstätten für die Stechmücken.
Bei Wassertemperaturen von mehr als zehn Grad entwickeln sich aus den Eiern schnell Larvenstadien, die sich auf ökologischem Wege gut bekämpfen lassen.
Die Larven sind der Schlüssel
Nach jeder Hochwasserwelle beginnt für die Mitarbeiter der KABS ein Wettlauf mit der Zeit. Sie müssen herausfinden, in welchen Gebieten sich vermehrt Larven entwickeln und dann sofort entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen einleiten. Je wärmer es ist, desto schneller entwickeln sich die Larven zum Fluginsekt.
Die Larven sitzen mit ihrem Atemfortsätzen unter der Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Und sie fressen auch – im Gegensatz zu anderen Entwicklungsstadien. Das ist der Schlüssel für eine effektive Bekämpfungsstrategie. Ihnen kann ein Eiweiß-Giftstoff aus dem Bakterium "bacillus thuringiensis israelensis" angeboten werden, oft kurz "B.t.i." genannt.
Giftstoff im Mückendarm
Der Giftstoff aus dem Bakterium wird zu einem Granulat verarbeitet und dann auf den Wasseroberflächen verteilt. Großflächig per Hubschrauber oder dort, wo dichte Blätterdächer die flächendeckende Verteilung verhindern, auch per Hand durch die KABS-Mitarbeiter. Ein echter Knochenjob in sumpfigem Gelände.
Die Larven fressen das Granulat mit dem Bakteriengiftstoff. Er ist für fast alle Organismen ungefährlich, weil er sich erst durch spezielle Verdauungsenzyme im Mückendarm zu einem Toxin entwickelt. Dieses zerstört dann den Darm der Larven und sie sterben innerhalb weniger Stunden.
Ökologisch ist diese Bekämpfungsmethode eher unbedenklich, da nur wenige Mückenarten auf den Wirkstoff reagieren. Und das auch nur in den Bekämpfungsgebieten. Das B.t.i.-Präparat baut sich in der Umwelt schnell ab und führt zu keinen Resistenzen, die sich immer wieder beim Einsatz von chemischen Insektizide ausbilden.
Ein Mitarbeiter der KABS verstreut per Hand Granulat, um Schnakenlarven abzutöten
Der Kampf im eigenen Garten
Überschwemmungsmücken wandern nach der Paarung auf der Suche nach einer Blutmahlzeit oft kilometerweit aus den Flussbereichen bis in die Siedlungsgebiete. Und dort gibt es sowieso schon die Hausmücken.
Sie können auch in Kellerräumen überwintern und legen im Frühjahr dann ihre Eier als Paket gerne in Wasserbehältern ab. Typische Brutplätze für die sogenannten "Schiffchen" sind zum Beispiel Regentonnen, Jauchegruben, Sickerschächte oder die Kanalisation.
Wer etwas gegen die drohende Mückenplage im eigenen Garten unternehmen möchte, kann ebenfalls B.t.i. in Tablettenform einsetzen. Wichtig ist, immer wieder Wassergefäße auf sich entwickelnde Larvenstadien zu überprüfen.
Stechmückeneier im Wasser schwimmend – die typischen "Schiffchen"
(Erstveröffentlichung 2016. Letzte Aktualisierung 30.09.2019)
Quelle: SWR | Stand: 01.10.2024, 11:15 Uhr