Flohmärkte
Bekannte Flohmärkte in Europa
Trödelmarkt ist nicht gleich Trödelmarkt. Die Märkte unterscheiden sich beim Warenangebot, beim Publikum und beim Ambiente. Alleine in Deutschland finden jährlich Tausende Flohmärkte statt, und auch anderswo in Europa ist das Trödeln beliebt.
Von Sandra Kampmann
Berlin: Trödel- und Kunstmarkt "Straße des 17. Juni"
Einer der bekanntesten und beliebtesten Flohmärkte in Deutschland ist der Trödel- und Kunstmarkt auf der "Straße des 17. Juni" in Berlin. Er findet jeden Samstag und Sonntag am Charlottenburger Schloss statt.
Der geschichtsträchtige Trödelmarkt wurde 1973 gegründet, als Berlin noch eine geteilte Stadt war und an der Nahtstelle des Kalten Krieges lag. Er erhebt den Anspruch, der älteste Flohmarkt der deutschen Hauptstadt zu sein. Ende der 1980er-Jahre schloss sich der Kunst- und Handwerkermarkt an den Trödelmarkt an.
Mittlerweile ist der Markt Treffpunkt für Besucher aus aller Welt mit einem bunten Angebot. Hier findet man Kleidung, Schallplatten, Möbel, Porzellan und Spielzeug. Natürlich alles gebraucht – wie es sich für einen echten Flohmarkt gehört.
Flohmarkt "Straße des 17. Juni" in Berlin
London: Portobello Road
Der Traditionsmarkt auf der "Portobello Road" fand bereits im Jahr 1837 das erste Mal statt. An den Wochenenden bieten hier im Londoner Stadtteil Notting Hill mehr als 2000 Trödler ein faszinierendes Sammelsurium an Möbeln, Antiquitäten, Schmuck, Gemälden und Silberwaren an.
Doch "Portobello Road" ist kein reiner und teurer Spezialmarkt für betuchte Sammler. Neben den kostbaren Raritäten gibt es jede Menge Trödel und Altwaren für den Alltagsbedarf. Außerdem befindet sich am Westway, am Ende der Portobello Road, ein großer Secondhand-Markt für Kleidung, Bücher und Musik.
Selbst die meisten Läden in der Straße bleiben dem Flohmarktambiente treu. Hier haben sich viele professionelle Händler und Spezialgeschäfte für Trödel aller Art niedergelassen. Flohmärkte und sogenannte "Antique Malls" haben in England eine ähnlich lange Tradition wie in Frankreich und Belgien.
Russland: Udelnaja-Trödelmarkt in St. Petersburg
Nicht nur Wodka bekommt man auf diesem ungewöhnlichen Flohmarkt in St. Petersburg. In der Kunst- und Kulturmetropole findet der Udelnaja-Flohmarkt jeden Samstag und Sonntag statt, sofern erträgliche Außentemperaturen herrschen.
Hier können selbst eingefleischte Flohmarktgänger noch interessante und außergewöhnliche Schnäppchen machen: Wer an seltenem Porzellan, an konstruktivistischer Malerei oder russischen Ikonen interessiert ist, könnte hier fündig werden.
Kein Wunder, denn nach St. Petersburg kamen in den vergangenen Jahrhunderten die besten Künstler, Musiker und Architekten aus ganz Europa. Der Fundus an seltenen Kulturschätzen ist daher schier unerschöpflich und zeigt sich in dem einmaligen Angebot des Trödelmarkts.
Niederlande: Flohmärkte am Königinnentag
Jedes Jahr feiern die Niederländer anlässlich des Geburtstags ihres Königs Willem-Alexander am 27. April den "Königstag". An diesem Frühlingstag finden in vielen Städten der Niederlande Flohmärkte statt – zum Beispiel in Amsterdam und Utrecht.
Diese Märkte waren ursprünglich Privatverkäufern vorbehalten, doch mittlerweile ziehen die "Königsmärkte" auch viele professionelle Händler an. Das Motto lautet: Verkauft wird alles, was man sich nur vorstellen kann. Von Antiquitäten über Gebrauchsgegenstände bis hin zu Neuwaren, die normalerweise auf traditionellen Flohmärkten nicht gerne gesehen werden.
Das Besondere an den Flohmärkten am Königstag ist, dass gleichzeitig auch Feste stattfinden, von denen sogar ein oder zwei vom Königshaus persönlich besucht werden. Auch in den Niederlanden haben die Flohmärkte eine lange Tradition, zählt Amsterdam doch zu den größten Kunst- und Antiquitätenzentren Europas.
Flohmarkt in Utrecht zum Königstag
Schweiz: "Brocante Le Landeron" am Bieler Seeufer
Die "Brocante Le Landeron" zählt zu den Spezial-Trödelmärkten. Unter freiem Himmel findet im Städtchen Landeron am letzten September-Wochenende der größte Antiquitätenmarkt der Schweiz statt.
Seit 1974 gibt es den traditionsreichen Markt an den Ufern des Bieler Sees. In der mittelalterlichen Altstadt des Örtchens tummeln sich dann rund 100.000 Besucher aus dem In- und Ausland.
Mehr als 300 Händler bieten auf einer Strecke von knapp zwei Kilometern ihre Schätze und Raritäten an. Hier kann man aber nicht nur erlesene und kostspielige Antiquitäten kaufen, sondern auch jede Menge schöner Trödelobjekte für den kleineren Geldbeutel.
Frankreich: "Grande Braderie de Lille"
Wenn in einer der größten Städte Nordfrankreichs am ersten Sonntag im September die traditionelle "Braderie" ("Verschleuderung") stattfindet, herrscht in Lille der Ausnahmezustand. Auf der gesamten Stadtfläche stellen an diesem Wochenende mehr als 10.000 Händler alles aus, was in irgendeiner Weise zu verkaufen ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Profi oder Privatperson ist – in Lille ist das Warenangebot einfach unüberschaubar.
Die traditionelle Verschleuder-Aktion hat ihre Wurzeln im Mittelalter und geht einher mit einem kollektiven "Muschelrausch". Traditionell isst man an diesem Tag Miesmuscheln mit Fritten. Dass der größte Trödelmarkt Europas in Frankreich stattfindet, ist nicht verwunderlich. Schließlich kommt der Begriff "Flohmarkt" aus Paris.
Flohmarkt "Braderie" in Lille
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 02.03.2021)
Quelle: WDR