St. Leonhard
Kein Wunder, dass es in Bayern sogar einen Heiligen für das Vieh gibt: den heiligen Leonhard. Abgebildet ist er meist mit einer Kette. Er galt lange Zeit als Patron der Gefangenen, bildlich gesprochen als Beschützer derjenigen, "die in Ketten liegen".
Leonhard entstammte einer fränkischen Adelsfamilie, die im 6. Jahrhundert am Hof der Merowinger lebte. Als einfacher Diakon kümmerte er sich bereits um Kranke und Inhaftierte. Die Legende besagt, dass er durch seine Gebete der Königin, die in Wehen lag, beigestanden und die Geburt des königlichen Sohnes damit erleichtert haben soll. Aus Dankbarkeit schenkte ihm der merowingische König ein Waldstück, auf dem Leonhard die "Klostergemeinschaft von Noblat" gründete.
Über die Jahrhunderte hinweg wurde sein Attribut – die Kette – als Viehkette umgedeutet. Da das Vieh für die Bauern lebenswichtig war, machte man ihn zum Schutzheiligen von Kühen, Pferden und Ochsen. In Bayern wurde er sogar als "bayerischer Herrgott" verehrt. An seinem Gedenktag, dem 6. November, finden in vielen ländlichen Gemeinden Bayerns Leonhard-Prozessionen und Tiersegnungen statt.
Der Heilige St. Leonhard
St. Korbinian
Korbinian ist der Heilige, der Bayern missionierte. Geboren wurde er zwischen 670 und 675 in der Nähe von Melun in der Region Ile-de-France. Als Eremit zog er durch die Wälder seiner Heimat und predigte. Wer Rat brauchte, suchte ihn auf und lauschte seinen Worten.
Selbst in Rom wurde man auf seine Redegewandtheit aufmerksam. Papst Gregor II. schickte ihn zur Missionierung nach Bayern. Auf seiner Wanderschaft nach Osten begegnete ihm, so die Legende, ein Bär, der sich über sein Lasttier hermachte und es zerfleischte. Korbinian gebot dem Bären Einhalt. Der Bär hörte auf Korbinian und wurde fortan zu seinem Lasttier.
In Freising übernahm Korbinian schließlich die Leitung eines neu gründeten Bistums. In der Krypta des Domes von Freising werden in einem Schrein die Korbinian-Reliquien aufbewahrt. Ausgehend von der Heiligenlegende ist der Bär nicht nur das Symboltier Korbinians, dem Schutzpatron der Diözese von München-Freising, sondern zierte sogar das Papstwappen Benedikts XVI.
Korbinian (links) missionierte Bayern
Heilige Walburga
Was hat die Heilige Walburga mit der heidnischen Walpurgisnacht zu tun, die jedes Jahr vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert wird? An einem 1. Mai sollen die Gebeine der wundertätigen Walburga von Kloster Heidenheim in Mittelfranken nach Eichstätt überführt worden sein.
In England ist der 1. Mai noch heute der Gedenktag der Heiligen. Walburga war die Tochter des angelsächsischen Königs Richard, nicht zu verwechseln mit Richard Löwenherz. Bereits in ihrer Heimat England wurde sie christlich erzogen.
Früh zur Missionarin berufen, zog sie im ersten Drittel des 8. Jahrhunderts mit ihrer Gefährtin Lioba nach Franken und übernahm die Leitung des Klosters Heidenheim. Verschiedene Wunder werden ihr zugeschrieben, so soll sie ein Kind mit drei Ähren vor dem Hungertod bewahrt haben.
Ihre Grablege befindet sich heute im Kloster Waldburg in Eichstätt. Im Winter sammelt sich Wasser unter ihrer Grabplatte, das von den Nonnen des Klosters als "Walburgisöl" an Gläubige weitergegeben wird.
Walburga war die Tochter des angelsächsischen Königs Richard
Heilige Afra
Selbst gefallene Engel können den Status einer Heiligen erlangen. Das zumindest beweist die Lebensgeschichte der Heiligen Afra, was übersetzt Afrikanerin bedeutet.
Afra war die Tochter des Königs von Zypern. Nach der Ermordung ihres Vaters floh sie zusammen mit ihrer Familie nach Rom. Dort wurde sie von ihrer Mutter der Göttin Venus geweiht, was so viel bedeutet, dass sie ein Bordell betrieb und selbst Liebesdienste verkaufte. Im Traum erhielt sie die Aufforderung, nach Augsburg zu ziehen, was damals eine römischen Garnisonsstadt war. Auch in Augsburg eröffnete sie zwei Bordelle, die gut besucht waren.
Gegen Ende des 3. Jahrhunderts erreichte die Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian ihren Höhepunkt. Die Legende besagt, dass der christliche Bischof Narcissus von Gerona von römischen Soldaten verfolgt wurde und schließlich bei Afra im Augsburger Freudenhaus Unterschlupf fand. Der Glaube und die Frömmigkeit des Bischofs blieben nicht ohne Wirkung auf Afra. Sie ließ sich bekehren und taufen.
Doch die Christenverfolgung machte auch vor ihr nicht Halt. Sie wurde vor ein Tribunal gestellt und sollte dem christlichen Glauben abschwören. Da sie sich weigerte, richtete man sie hin. Seitdem gilt sie als eine der frühen christlichen Märtyrerinnen und ist noch heute die Schutzpatronin von reuigen Prostituierten und Büßerinnen.
Die Kirche St. Ulrich und Afra in Augsburg
Quelle: SWR | Stand: 21.01.2020, 13:58 Uhr