"Der alte Mann und das Meer"
Anfang der 1950er-Jahre schrieb Ernest Hemingway die Geschichte über den glücklosen Fischer Santiago, der 84 Tage ohne Fang vom Fischen zurückkehrt. Als er endlich einen riesigen Schwertfisch fängt, beginnt ein tagelanger Kampf.
Doch Santiago kann auf dem Weg zum Hafen nicht mehr als die Gräten vor den Haien verteidigen. Der Kampf wird getragen vom Glauben des Fischers. "Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben": Der Ausspruch gilt als die Bündelung der Hemingway'schen Philosophie.
Der Schriftsteller erhielt für seine Liebeserklärung an die Fischer und das Meer 1954 den Nobelpreis für Literatur. Bis heute erzählen die Bewohner gern, wie Hemingway fast das gesamte Dorf Cojímar mitschleppte, als er nach der Nobelpreisverleihung vom Besitzer der größten kubanischen Brauerei eingeladen wurde.
Cojímar heute
Die Bar "La Terraza", in der die Fischer den glücklosen Santiago im Roman für seinen erfolglosen Fischfang hänseln, hat sich in ein bei Touristen beliebtes Fischrestaurant verwandelt. Bei einem Besuch 1970 hatte Fidel Castro gesehen, wie heruntergekommen die Bar "La Terraza" war. Aus Respekt vor seinem Lieblingsschriftsteller ließ der "maximo líder" das Lokal restaurieren. Nur noch die Fotos an den Wänden erzählen von den alten Zeiten.
Der professionelle Fischfang in Cojímar wurde inzwischen eingestellt. Nahe der Hemingway-Büste an der Hafenpromenade erinnert ein kleiner "Hemingway-Park" an den Amerikaner. "Dem unsterblichen Autor von 'Der alte Mann und das Meer', eingeweiht am 21. Juli 1962, seinem 63. Geburtstag. In dankbarem Andenken. Die Bevölkerung von Cojímar". Ganz korrekt ist die Inschrift nicht: Hemingway kam ein Jahr früher auf die Welt.
Hemingway und Kuba
Seinen ersten Abstecher nach Kuba machte der Hochseefischer Hemingway 1928. Ab 1932 kehrte er regelmäßig nach Kuba zurück, um vor der Küste Havannas zu fischen. 1939 ließ er sich ganz auf Kuba nieder. Ein Jahr lang wohnte er im Hotel "Ambos Mundos", wo er sein Epos über den Spanischen Bürgerkrieg "Wem die Stunde schlägt" schrieb.
1940 kaufte Hemingway die Finca "La Vigía" in San Francisco de Paula, weil seine dritte Frau das Hotelleben satt hatte. Das Wohnhaus ist heute noch von außen zu besichtigen. Seine Lieblingsbar soll die "Bodeguita del Medio" in Havannas Altstadt gewesen sein. Hier bestellte er seinen Mojito, was ein Schild mit seinem Ausspruch über der Theke bezeugt: "Meinen Mojito in der Bodeguita, meinen Daiquiri in der Floridita" ("My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita").
Auch das Restaurant "Floridita" gehört heute zu den Zielen der Hemingway-Pilger. Zusammen mit seiner vierten Frau Mary verließ Ernest Hemingway 1960 Kuba endgültig, ein Jahr vor seinem Tod.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 06.06.2018)