1915: Das Militär entdeckt die Norm
"MG 08/15" hieß das Maschinengewehr, mit dem das Deutsche Heer im Ersten Weltkrieg kämpfte. Es wurde 1908 gebaut und 1915 weiterentwickelt, daher der Name 08/15.
Damit die deutschen Soldaten in den Schützengräben das Gewehr sicher bedienen konnten, mussten sie an hölzernen Waffen alle Handgriffe trainieren. Immer wieder, bis sie das Maschinengewehr blind beherrschten. Diese monotonen Übungen führten dazu, dass sich bei den Soldaten das 08/15 als geflügeltes Wort für ständige, eintönige Wiederholungen einschlich.
Während des Ersten Weltkriegs kam es zu Nachschubproblemen, es fehlten Ersatzteile für das MG 08/15. Das Deutsche Heer benötigte große Mengen. Die Einzelteile des Gewehrs fertigten inzwischen eine Vielzahl von Firmen an.
Das Militär gab deshalb den Waffenfabrikanten Normen vor: Diese sollten gewährleisten, dass die Einzelteile der verschiedenen Lieferanten zu einer funktionierenden Schusswaffe zusammengebaut werden konnten. Eines dieser Normteile war beispielsweise ein kleiner Kegelstift.
1918: Die erste DIN war ein Waffenteil
Die Normungsvorgaben des Militärs führten unter anderem auch dazu, dass die Wirtschaft Deutschlands im Dezember 1917 in Berlin-Spandau den Normenausschuss der Deutschen Industrie gründete.
Drei Monate später veröffentlichte das Institut die DIN 1. Diese legte die Maße von Kegelstiften fest, die auch im MG 08/15 Verwendung fanden. Die DIN 1 galt 84 Jahre. Erst im Oktober 1992 wurde die DIN 1 dann durch die Europäische Norm DIN EN 22339 ersetzt.
1922: Einheitliche Papierformate
Die wohl am weitesten verbreitete Norm ist die DIN EN ISO 216, ehemals DIN 476, besser bekannt als DIN A4. Sie regelt weltweit die Größe von Papierformaten. Das DIN veröffentlichte sie bereits 1922. Bis dato gab es einen Wust an Formaten und Bezeichnungen wie "Groß Patria" oder "Super-Royal".
Das Bezirksamt Wunsiedel übernahm im Sommer 1922 als erste Behörde das neue Papierformat des DIN als Standardvorlage. Nach und nach folgten die großen Ministerien und Industrieunternehmen. 14 Jahre dauerte es, bis sich die neuen DIN-Formate endgültig als verbindliche Größe für alle offiziellen Geschäfts- und Behördenkorrespondenzen durchsetzten.
1924: Der Verlag der Ingenieure
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Papierformate gründete der Normenausschuss der deutschen Industrie zusammen mit dem Verein deutscher Ingenieure den Beuth Verlag. Er veröffentlicht bis heute alle deutschen DIN-Normen und finanziert dadurch zu einem erheblichen Teil die Normungsarbeit.
Der Verlagskatalog umfasst 160.000 Normungsdokumente. Sie sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur gegen Lizenzgebühren kopiert werden.
1975: Das DIN wird international
Die Bundesrepublik Deutschland beauftragte 1975 das Deutsche Institut für Normung, die deutschen Interessen bei den europäischen und internationalen Normungsinstitutionen zu vertreten. Dies war die Geburtsstunde der DIN EN und DIN ISO. EN bedeutet, dass die Norm europaweit gilt, ISO steht für eine internationale Anerkennung.
Das internationale Geschäft macht heute inzwischen 85 Prozent der Arbeit des Deutschen Instituts für Normung aus. Ob und wie sich das DIN international engagiert, entscheiden die jeweiligen Normenausschüsse selbst. Ihr Grundsatz lautet: "Eine Norm, eine Prüfung, überall anerkannt."
(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 15.01.2019)