Ihr Meisterstück war 1929 der Einbruch bei der Disconto-Gesellschaft am Wittenbergplatz in Berlin: In wochenlanger Vorarbeit hatten die Sass-Brüder vom Keller eines Nachbarhauses aus einen Tunnel zum Luftschacht des Tresorraums gebaut. Von dort aus hatten sie Zugang zur Silberkammer und dem eigentlichen Tresor, in dem sich 181 Kundensafes befanden.
Wie hoch die erbeutete Summe war, wurde nie ganz geklärt – von zwei Millionen Reichsmark ist die Rede.
Von Anfang an wurden die Brüder verdächtigt, die Polizei konnte ihnen aber nichts nachweisen. Zu professionell waren sie vorgegangen, und so musste man sie wieder freilassen. Denn dieser Coup zeichnete sich, typisch Sass, durch Perfektion aus: profunde Ortskenntnis, intelligente Planung, saubere Durchführung. Ihr Vorsprung war die Beherrschung einer damals neuen Technik: des Schneidbrenners.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verließen die Brüder Deutschland und gingen nach Dänemark. Wegen einer gefälschten Aufenthaltserlaubnis wurden die dänischen Behörden 1934 auf sie aufmerksam.
Schließlich wurden gestohlene Gegenstände bei ihnen gefunden, man konnte ihnen erstmals Einbrüche nachweisen. Nach ihrer Verhaftung wurden sie nach Deutschland abgeschoben, an die Gestapo ausgeliefert und schließlich im März 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen erschossen.
Paul Gurks Roman "Tresoreinbruch" setzte den Brüdern bereits 1934 ein literarisches Denkmal. Erich Kästner ließ sich von ihnen für "Emil und die Detektive" inspirieren. 2001 wurde ihre Lebensgeschichte verfilmt. Die Hauptrollen spielten Ben Becker und Jürgen Vogel.
Ben Becker und Jürgen Vogel als Sass-Brüder im Spielfilm von 2001
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 03.01.2018)
Quelle: WDR