Vom Strandbad ins "Apollo"
Geboren wurde Konrad Thurano am 4. April 1909 in Düsseldorf-Bilk und zunächst sah es so aus, als würde er einen ganz normalen Lebensweg einschlagen. Nach der Schule begann Thurano in seiner Heimatstadt eine Banklehre, die allerdings nicht lange dauern sollte.
Im Jahr 1924 wurde er entdeckt, als er sich in einem Düsseldorfer Strandbad die Zeit an den Turngeräten vertrieb. Männer aus dem Varieté "Apollo" wurden auf den 15-Jährigen aufmerksam und überredeten ihn zu einer Ausbildung als Artist.
Der "Hampelmann", wie ihn seine Eltern nannten, weil er nie stillhalten konnte, fing seine neue Lehre schließlich im Apollo an. "Sie haben gesagt, ich hätte Talent", erinnert sich Thurano. Von da an ging es mit dem jungen, talentierten Artisten steil aufwärts.
Auftritte auf den großen Bühnen der Welt
Nach dem Apollo verschlug es ihn zum Zirkus Althoff, wo er seine Frau Henriette Althoff kennenlernte. Mit ihr war er bis zum ihrem Tod 2004 verheiratet, 72 Jahre lang. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Thurano 1938 mit Henriette nach Südafrika und blieb dort 20 Jahre lang. Danach trat er auf allen großen Bühnen der Welt auf, verbrachte Jahre in Las Vegas, Puerto Rico, Japan und dem Mittleren Osten.
Konrad Thurano spielte für Queen Mary, den Schah von Persien sowie vor einem Boxkampf von Muhammad Ali und traf die Großen des Show-Geschäfts – Charlie Chaplin, Marlene Dietrich, Frank Sinatra oder Bing Crosby. Doch besondere Ehrfurcht hatte er vor den berühmten Namen nicht, wie er einmal in einem Fernseh-Interview sagte: "Ich wusste, was ich konnte. Mir war egal, ob ich vor dem Kaiser oder einer Toilettenfrau auftrat."
Das neue "Apollo" in Düsseldorf
"The Thuranos"
Mehr als vier Jahrzehnte lang stand Thurano mit seinem Sohn John auf der Bühne. Gemeinsam präsentierten "The Thuranos" in ihrem "Crazy Wire Act" eine Mischung aus Comedy und Drahtseilartistik – und ergänzten sich dabei perfekt. Grauhaarig und etwas wackelig auf den Beinen, aber immer noch mit viel Charme und einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen huschte der kleine Herr bis ins hohe Alter während seiner Auftritte umher.
Als Thurano schwerhörig und fast blind wurde, verlegte er sich auf die Rolle des verrückten Alten, der aufs Drahtseil klettert und nicht mehr weiß, wie er herunterkommen soll. Dabei war er selbst alles andere als vertrottelt und altersschwach: Jedes Mal begeisterte er das Publikum mit einem Klimmzug mit zwei Fingern. Erst 2006 nahm Thurano offiziell Abschied von der Manege, mit 97 Jahren.
Geburtstage im neuen Apollo
Seine Geburtstage feierte der Akrobat nicht zu Hause, sondern standesgemäß auf der Bühne – im neuen Apollo-Varieté in Düsseldorf. Damit schloss er den Kreis zum Anfang seiner Karriere. Auch seinen letzten Geburtstag – den 98. – feierte der Ausnahmeartist im Apollo. Trotz seines hohen Alters kam sein Tod am 20. November 2007 für viele seiner Varieté-Kollegen überraschend.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 05.08.2019)
Quelle: WDR