Schnelle Hilfe durch das THW Planet Wissen 17.08.2023 01:45 Min. Verfügbar bis 02.12.2026 WDR

Katastrophenmanagement

Das Technische Hilfswerk (THW)

Wenn die Feuerwehr oder die Polizei Unterstützung brauchen, rufen sie die Helferinnen und Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW). Seit vielen Jahrzehnten sind sie bei Katastrophen im In- und Ausland zur Stelle.

Von Daniel Schneider

Die Aufgaben des THW

Verschüttete Menschen retten, in Hochwassergebieten die Trinkwasser- und Stromversorgung sicherstellen oder nach einer Explosion nach Menschen suchen: Die Einsatzgebiete des Technischen Hilfswerks (THW) sind reichhaltig und in 37 Einheiten und Fachgruppen unterteilt.

Bei einer Katastrophe wie einem Unwetter oder Brand sind zunächst Einheiten von der Polizei und der Feuerwehr gefordert. Diese werden von der Kommune zur Verfügung gestellt. Können diese Einheiten die Krise allein nicht bewältigen, werden Organisationen wie das THW zur Unterstützung gerufen.

Das passiert, wenn spezielles technisches Gerät benötigt wird oder die Katastrophenlage so groß ist, dass mehr Fachkräfte gebraucht werden. Das THW entscheidet, welche Einheiten für den Einsatz losgeschickt werden. Bei einer Explosion sind zum Beispiel Bergungs- und Räumungsgruppen im Einsatz.

THW-Einsatzkräfte verschaffen sich Zugang zu einem zerstörten Gebäude | Bildquelle: picture alliance / Kai-Uwe Wärner/THW/Kai-uwe Wärner/dpa

Ein eigenes Gesetz bildet die rechtliche Grundlage für die Bundesanstalt THW. Dort sind unter anderem die Rechte und Pflichten für die (ehrenamtlichen) Mitarbeitenden geregelt – zum Beispiel, dass Arbeitnehmer in ihrem regulären Job vom Arbeitgeber freigestellt werden müssen, wenn sie bei einem THW-Einsatz gebraucht werden.

Auch der grundsätzliche Auftrag des Technischen Hilfswerks ist im Gesetz zusammengefasst: Das THW engagiert sich für den Schutz der Bevölkerung und für notleidende Menschen. Als humanitärer Botschafter der Bundesrepublik übrigens nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Eine Organisation des Ehrenamts

Organisatorisch ist das THW etwas Besonderes: Es gehört zwar zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums und ist damit eine staatliche Organisation – aber fast alle der Helferinnen und Helfer wirken ehrenamtlich mit. Eine Organisation des Staates also, die nur durch das freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger möglich ist.

Und das ist schon seit Beginn der THW-Geschichte so. Nach dem Zweiten Weltkrieg beauftragte der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann den Architekten und Bauingenieur Otto Lummitzsch mit der Neugründung einer von Bürgern getragenen Nothilfe-Organisation. Lummitzsch hatte 1919 bereits den THW-Vorgänger "Technische Nothilfe" ins Leben gerufen, wurde aber 1934 von den Nationalsozialisten entlassen, da er sich nicht von seiner Frau mit jüdischen Wurzeln scheiden lassen wollte.

Im August 1950 wurde dann das Technische Hilfswerk offiziell gegründet. In den Anfangsjahren zählte es nur einige tausend Mitglieder, und zwar ausschließlich Männer. Heute arbeiten knapp 80.000 Menschen in ganz Deutschland ehrenamtlich beim THW mit, davon sind knapp 10.000 Frauen und Mädchen, Tendenz steigend.

Eine THW-Mitarbeiterin untersucht Proben aus Trinkwasseraufbereitungsanlagen | Bildquelle: picture alliance/dpa/Georgia Pfleiderer

Auslandseinsätze

Auch im Ausland sind die "blauen Engel", wie die THW-Teams auch genannt werden, im Einsatz. So etwa im Januar 2010, als bei einem verheerenden Erdbeben in der Karibik etwa 200.000 Menschen starben. Bereits einen Tag nach dem Beben war das THW zur Stelle – mit der "Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland" und Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

Diese Einheit wurde speziell für Auslandseinsätze ins Leben gerufen, genau wie die Fachgruppe "Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland" (SEEBA). Nach schweren Erdbeben oder Explosionen muss die SEEBA schnell aktiv werden, denn nach einer solchen Katastrophe verringert sich bereits nach 72 Stunden deutlich die Chance, noch Überlebende zu finden.

Mit anderen internationalen Hilfsorganisationen arbeitet das THW oft zusammen, um international so gut wie möglich zu helfen. Gemeinsam mit der schwedischen Zivilschutzbehörde hat das THW beispielweise so genannte "Emergency Temporary Shelters" entwickelt. Dadurch können in kürzester Zeit Notunterkünfte aufgebaut werden. So können Menschen, die nach schweren Katastrophen alles verloren haben, schnell eine Zuflucht finden.   

Nach einer Explosion in Beirut suchen Einsatzkräfte nach Opfern | Bildquelle: picture alliance/dpa/THW Georgia Pfleiderer

Besondere Einsätze

Am 7. Februar 1953 zog das THW in den ersten Auslandseinsatz seiner Geschichte: Nach einer großen Sturmkatastrophe in den Niederlanden beteiligten sich die THW-Teams an den Schutz- und Bergungsarbeiten. Ein historischer Augenblick – erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg halfen Deutsche in einem internationalen Einsatz anderen Ländern.

Neun Jahre später richtete im Februar 1962 eine Jahrhundertsturmflut in Norddeutschland große Schäden an. Fünf Landesverbände des THW kamen mit 237 Einzeleinheiten zur Hilfe – ihr bis dahin größter Einsatz.

Bei dem schweren Zugunglück in der Gemeinde Eschede im Juni 1998 waren mehr als 700 THW-Kräfte aus 32 Ortsverbänden im Einsatz. Sie halfen bei der Suche und Bergung von Überlebenden und Toten. 101 Menschen starben bei dieser Katastrophe, 88 Menschen verletzten sich schwer.

Während der Corona-Pandemie unterstützte das THW 2020/21 die Schutzmaßnahmen. Vom Auf- und Abbau der Impfzentren über die Koordinierung der Impflogistik bis hin zum Transport von Schutzkleidung war das THW permanent im Einsatz.

Das THW transportiert Corona-Schnelltests für Schulen in Rostock | Bildquelle: dpa/Bernd Wüstneck

Auch im Ausland gibt das THW die eigenen Kompetenzen in Langzeitprojekten an den Katastrophenschutz anderer Länder weiter – seit 2016 zum Beispiel im Irak. Hier bildet das deutsche THW die Kolleginnen und Kollegen aus, damit sie im Ernstfall, etwa nach einem Erdbeben, als Ersthelferinnen und Ersthelfer eingesetzt werden können.

Wer kann beim THW mitmachen?

Insgesamt arbeiten rund 82.000 Menschen beim THW und nur knapp 2000 davon sind hauptamtlich und damit festangestellt – vor allem in der Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Einsatzleitung und Ausbildung. Sie sorgen in den Landesverbänden und in der Bonner THW-Zentrale dafür, dass alle Fäden zusammenlaufen. In den 668 Ortsverbänden dagegen sind nur Ehrenamtliche aktiv.

Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig, um beim THW mitzumachen. Ein technisches Interesse ist oft von Vorteil, aber auch Köchinnen und Köche oder Mitarbeitende für die Jugendarbeit werden gesucht. Alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer durchlaufen eine Grundausbildung im Ortsverband, an deren Ende eine Prüfung steht. Danach werden sie bestimmten Einheiten und Fachgruppen zugeteilt.

(Erstveröffentlichung 2021. Letzte Aktualisierung 16.11.2021)