Was ist ein Burnout?
Burnout ist laut Einstufung der Weltgesundheitsorganisation WHO keine eigenständige psychische Störung und damit keine Krankheit im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um einen Risikozustand.
Unter entsprechenden Umständen kann ein Burnout zu einer psychischen Erkrankung führen, wie etwa einer Depression oder Angststörung.
Der Begriff bedeutet in etwa "Ausgebranntsein" und ist noch relativ jung: Der amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte ihn Anfang der 1970er-Jahre. Doch die Symptome einer totalen emotionalen Erschöpfung sind schon viel älter, bereits das Alte Testament berichtet davon.
Symptome eines Burnouts laut Weltgesundheitsorganisation:
- Ausgebranntsein
- Zustand totaler Erschöpfung
- Mangel an Entspannung und Freizeit
- Stress
- Körperliche oder psychische Belastung
Zum Massenphänomen wurde Burnout in der modernen Gesellschaft. Heute neigen viele Berufstätige zur Selbstausbeutung: durch Smartphone oder Laptop ständig erreichbar, Informationen in immer kürzeren Abständen und dabei noch ständig unterwegs – die Grenzen zwischen Freizeit und Beruf verschwimmen.
Wer es nicht schafft, sich zwischendurch dem Dauerstress gezielt zu entziehen und sich Freiräume zu schaffen, ist gefährdet, irgendwann völlig zusammenzubrechen. Im Endstadium von Burnout können Betroffene schließlich keine Leistung mehr erbringen, auch wenn sie es eigentlich wollen.
Wer ist gefährdet?
An Burnout leiden vor allem Menschen, die sich mit besonders viel Idealismus für ihren Beruf einsetzen, oft über die persönlichen Grenzen hinaus: zum Beispiel Krankenschwestern, Ärzte oder Lehrer.
Laut dem Medizinsoziologen Johannes Siegrist ist das Risiko eines Burnouts dann besonders hoch, wenn das Verhältnis von Verausgabung und Anerkennung aus der Balance gerät.
Einer Potsdamer Studie ermittelte 2006, dass 60 Prozent der Lehrer kurz vor dem psychischen oder physischen Kollaps stehen und die Tendenz zum Burnout-Syndrom haben. Mitarbeiter von Sozialämtern sind mit 55 Prozent ähnlich stark betroffen. Und auch Existenzgründer zählen mit 44 Prozent zur Risikogruppe.
Auch Menschen, die viel erreicht haben und gesellschaftlich angesehen sind, können betroffen sein. Miriam Meckel ist so ein Fall. Meckel war die jüngste Lehrstuhlinhaberin Deutschlands und zuvor mit Mitte 30 schon Staatssekretärin und Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen.
Obwohl sie selbst ein Buch über das "Glück der Unerreichbarkeit" geschrieben hatte, tappte sie in die Falle der ständigen Erreichbarkeit und Mobilität und brach schließlich mit einem Burnout zusammen.
Wo liegen die Wurzeln?
Die Ursachen für eine Burnout-Veranlagung liegen zum Teil in der Persönlichkeit eines Menschen. Sehr leistungsorientierte Personen mit hohem Ehrgeiz und einer Neigung zum Perfektionismus sind besonders gefährdet. Oft sind diese Eigenschaften verbunden mit Angst: etwa vor Kritik oder davor, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden oder zu versagen.
Es trifft oft einsatzfreudige, ideenreiche, überengagierte Menschen, die freiwillig länger arbeiten. Dahinter verbergen sich häufig Wahrnehmungsstörungen. Viele glauben, dass sie unentbehrlich sind. Misserfolge und Enttäuschungen werden nicht akzeptiert und die Konsequenzen missachtet. Die eigenen Bedürfnisse spielen keine Rolle mehr.
Auch die äußeren Umstände können ein Burnout begünstigen. Ständige Erreichbarkeit, keine klare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben, Überstunden, Überforderung oder Angst vor einem Arbeitsplatzverlust können zur emotionalen Erschöpfung führen.
Arbeiten bis zur totalen Erschöpfung
Burnout entsteht über einen langen Zeitraum, häufig schleichend und vom Betroffenen selbst kaum bemerkt. Zunächst zeigt sich die Erschöpfung noch vergleichsweise harmlos: Betroffene bekommen Schlafstörungen, Schmerzen oder einen Tinnitus.
Die Überlastung wird jedoch oft verleugnet, körperliche Erschöpfung mit Kaffee beseitigt und Schlafprobleme mit Tabletten behandelt.
Mit der Zeit wird die Erschöpfung deutlicher. Betroffene ziehen sich von Freunden und der Familie zurück, haben Konzentrationsprobleme, sind leichter reizbar und stürzen sich weiter in der Arbeit, ohne dabei sinnvolle Ergebnisse zu erzielen. Einfache Routinearbeiten können häufig nur noch mit Mühe bewältigt werden.
Erst wenn sich die Phase der vollkommenen Erschöpfung über einen längeren Zeitraum hinzieht, spricht man von Burnout: Der innere Rückzug setzt ein. Damit verbunden ist Gleichgültigkeit bis hin zur Ohnmacht gegenüber den täglichen Aufgaben.
Jetzt ist es höchste Zeit, sich ärztlichen Rat einzuholen, denn ein nicht ausreichend behandeltes Burn-out-Syndrom kann sich zu einer Depression entwickeln.
Hilfe und Therapie
Um ein Burnout-Syndrom zu behandeln, muss es zunächst erkannt werden. Das ist oft schwierig, weil die Symptome unspezifisch und nicht direkt zuzuordnen sind. Die meisten Betroffenen brauchen aber professionelle Hilfe, weil sie sich alleine nicht mehr aus dem Erschöpfungszustand befreien können.
Ist das Problem erkannt, müssen die Patienten lernen, wieder auf sich und ihren Körper zu hören, Grenzen zu setzen und nicht mehr ständig erreichbar zu sein.
Auf die Behandlung von Burnout-Patienten haben sich mittlerweile viele Kliniken und Therapeuten spezialisiert. Neben Therapiegesprächen gehören oft Massagen, Entspannungsübungen und Sport zum Programm.
Allerdings braucht die Therapie Zeit: Viele Betroffene fallen ungefähr drei Monate im Beruf aus. Gerade Menschen, die vorher täglich unter Strom standen und für ihren Beruf gelebt haben, fällt es schwer, sich darauf einzulassen.
Befindet man sich erst in einer Vorstufe zum Burnout, kann man versuchen, sich selbst zu therapieren. Dazu sollte man einige wichtige Lebensregeln in den Alltag zurückholen: abends früher ins Bett gehen, im Garten arbeiten, Sport treiben ohne Gesundheit gefährdenden Ehrgeiz und überhaupt viel Bewegung bei Tageslicht, vor allem in der dunklen Jahreszeit.
Helfen können auch Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung. Außerdem ist es wichtig, Kontakte zu Freunden pflegen, denn auch zwischenmenschliche Beziehungen schützen vor dem Ausbrennen.
(Erstveröffentlichung: 2011. Letzte Aktualisierung: 11.03.2021)