Hepatitis
Hepatitis-Erreger
Die Leberentzündungen, die durch Viren ausgelöst werden, gehören zu den häufigsten Hepatitiden, wie die Krankheit in der Mehrzahl heißt. Die gängigen Erreger sind die Viren A, B, C, D und E. Ärzte sprechen auch vom Hepatitis-Alphabet.
Von Christiane Tovar
Hepatitis A
Übertragen wird das Hepatitis-A-Virus durch Wasser und Lebensmittel, die mit Kotrückständen verunreinigt sind. Ein typisches Beispiel sind Muscheln, Schalentiere und andere Meeresfrüchte. Auch Obst, Speiseeis und Salat können die gefährlichen Viren enthalten.
Möglich ist zudem die Übertragung von Mensch zu Mensch. Gefahr besteht immer dann, wenn die Hände vor der Nahrungszubereitung oder nach dem Gang zur Toilette nicht gewaschen werden. Die Hepatitis A heißt auch Reise-Hepatitis, weil das Virus häufig in warmen Ländern mit nicht ausreichenden Hygienebedingungen vorkommt.
Die Krankheit, unter der in Deutschland rund 0,4 Prozent der Bevölkerung leiden, verläuft in 90 Prozent aller Fälle ohne Beschwerden. Die übrigen Betroffenen merken, dass sie infiziert sind, weil sie unter anderem unter Müdigkeit und Fieber leiden. Später kann sich auch der Urin dunkel färben. Dazu kann die sogenannte Gelbsucht kommen. In ganz seltenen Fällen fällt die Leber komplett aus.
Behandelt werden können nur die Symptome. Eine Hepatitis A wird zwar nicht chronisch, kann aber dennoch gefährlich werden und in seltenen Fällen auch tödlich ausgehen. Wenn man sich einmal infiziert hatte, ist eine zweite Ansteckung nicht möglich. Wer in entsprechende Länder reist, kann sich mit einer Impfung gegen das Hepatitis-A-Virus schützen.
Gegen Hepatitis A kann man sich impfen lassen
Hepatitis B
Auch für das Hepatitis-B-Virus gibt es unterschiedliche Übertragungswege. Etwa die Hälfte aller Infektionen geht auf ungeschützten Geschlechtsverkehr zurück. Außerdem kann man sich durch unsterile Nadeln und Kanülen, zum Beispiel beim Drogenkonsum oder beim Tätowieren, infizieren. Zudem überträgt die Mutter den Erreger bei der Geburt auf ihr Kind.
Weil das Virus hoch ansteckend ist und in fast allen Körperflüssigkeiten der Betroffenen nachgewiesen werden kann, raten Ärzte zu besonderen Hygienemaßnahmen. Dazu gehört unter anderem, dass man getrenntes Geschirr benutzt. Außerdem wird das Virus durch Küssen übertragen. Wer mit einem Kranken zusammenlebt, sollte sich unbedingt impfen lassen.
Wie auch bei der Hepatitis A bemerken die Infizierten oft nicht, dass sich mit dem Virus angesteckt haben. Wenn Symptome auftreten, sind sie ähnlich wie bei der Hepatitis A. Betroffene leiden also unter anderem an Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Außerdem kann sich der Urin dunkel färben. Rund ein Drittel der Betroffenen bekommt Gelbsucht.
Die Hepatitis B heilt nicht immer komplett aus. Bei Erwachsenen wird sie in fünf Prozent aller Fälle chronisch. Bei Neugeborenen liegt die Wahrscheinlichkeit bei bis zu 90 Prozent. Wenn die Hepatitis chronisch wird, kann die Leber dauerhaft geschädigt werden. Die Folgen sind unter anderem eine Leberzirrhose, bei der die Leber immer weiter schrumpft, und Leberkrebs.
Leiden die Patienten unter Hepatitis B, kann eine bösartige Tumorerkrankung auch ohne vorherige Leberzirrhose auftreten. Eine chronische Hepatitis B kann mit Medikamenten, unter anderem mit verschiedenen Formen des Gewebshormons Interferon, behandelt werden. Das Hormon hemmt das Wachstum der Viren. Auch gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen.
Eine chronische Hepatitis B kann man mit Medikamenten behandeln
Hepatitis C
Weil das Hepatitis-C-Virus fast ausschließlich über das Blut übertragen wird, wurde diese Form früher auch Transfusionshepatitis genannt. Allerdings passiert das heute in der Regel nicht mehr, weil die Blutkonserven entsprechend getestet werden.
Jetzt gilt das gemeinsame Benutzen von Injektionsbestecken beim Drogenkonsum als häufigste Infektionsquelle. Die sexuelle Übertragung und die Ansteckung von Neugeborenen sind dagegen sehr unwahrscheinlich.
Bei der akuten Hepatitis-C-Infektion treten meistens keine Symptome auf, das gilt auch für die typischen Anzeichen wie Gelbsucht und Dunkelfärbung des Urins. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie chronisch wird, bei 50 bis 80 Prozent. Das ist auch deshalb besonders schwerwiegend, weil die Betroffenen oft nicht merken, dass sie sich angesteckt haben.
Auch bei der chronischen Hepatitis C kann die Leber dauerhaft geschädigt werden. Zu den Folgen gehören unter anderem Leberzirrhose und Leberkrebs, der allerdings in der Regel nur dann auftritt, wenn der Kranke vorher eine Zirrhose hatte. Auch die Hepatitis C kann mit Interferonen behandelt werden.
Blutkonserven sind heute in der Regel sicher
Hepatitis D
Weil das Hepatitis-D-Virus die Hülle des Hepatitis-B-Virus braucht, um sich zu vermehren, sind nur Menschen betroffen, die sich auch mit dem Hepatitis-B-Virus angesteckt haben. Während das Virus in anderen Ländern sehr verbreitet ist, gibt es in Deutschland nur wenige Infektionen. Der Krankheitsverlauf und die Symptome sind die gleichen wie bei Hepatitis B.
Wer sich mit dem Virus ansteckt, hat ein hohes Risiko, dass die Leberentzündung chronisch wird. Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit von Leberzirrhose und Leberkrebs im Vergleich zu einer einfachen Hepatitis-B-Infektion. Wer gegen Hepatitis B geimpft ist, schützt sich damit gleichzeitig auch vor Hepatitis D.
Hepatitis E
Wie auch die Hepatitis A wird die Hepatitis E durch verseuchte Lebensmittel und Wasser übertragen. Zudem sind Ansteckungen von Mensch zu Mensch möglich. Auch sie gilt als typische Reisekrankheit. Die Symptome und der Verlauf sind ähnlich wie bei der Hepatitis A, also Müdigkeit, Fieber und Dunkelfärbung des Urins.
Die Infektion ist besonders für schwangere Frauen gefährlich, in gut 20 Prozent aller Fälle geht sie tödlich aus. Weit verbreitet ist das Hepatitis-E-Virus in Asien, Afrika und Zentralamerika, während es in Deutschland nur wenige Fälle gibt. Chinesische Forscher haben bereits einen Impfstoff entwickelt, der in Europa allerdings noch nicht zugelassen ist.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 01.04.2020)
Quelle: WDR