Die Staufer

Friedrich II.

Friedrich II. war ein Kaiser im Mittelalter, der Sohn von Kaiser Heinrich VI. und der Enkel von Barbarossa. Seine Zeitgenossen nannten ihn auch den "Verwandler der Welt". Friedrich II. war wohl der Staufer, der die Nachwelt am stärksten prägte.

Von Sabine Kaufmann

Der junge Friedrich II.

In Jesi, einer kleinem Stadt in Mittelitalien nahe der Adrianischen Küste, kam Friedrich II. 1194 zur Welt. Direkt auf dem Marktplatz soll ihn seine Mutter Konstanze in einem Zelt entbunden haben. Sofort verbreitete sich das Gerücht, die 40-jährige Konstanze hätte ihrem Mann Heinrich das Kind nur untergeschoben. Der Vater sei ein gewöhnlicher Metzger. Doch Beweise für diese Verleumdungen gab es keine.

Friedrich war drei Jahre alt, als sein Vater Heinrich VI. starb. Ein Jahr später war Friedrich bereits Vollwaise und König von Sizilien. Der Junge wuchs im Normannenpalast in Palermo auf. Die Vormundschaft über den zukünftigen Herrscher des Reiches hatte Papst Innozenz III. übernommen.

Sizilien war damals ein Schmelztiegel der Kulturen. Hier lebten Griechen, Araber, Juden und Deutsche. Friedrich sprach bald neun Sprachen. Er lernte das Denken und die Religionen anderer Völker kennen. Als 16-Jähriger wurde er von den deutschen Fürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Er sicherte sich die Unterstützung der deutschen Landesherren, indem er ihnen umfassende Privilegien einräumte.

Doch die Fürsten des Reiches waren so stark geworden, dass Friedrich das Reich nicht nach seinen Vorstellungen formen konnte. Er zog sich in sein südliches Reich nach Sizilien zurück. 1220, auf dem Rückweg, wurde Friedrich II. vom Papst zum Kaiser gekrönt. Dort versprach er, das Reich im Norden und Sizilien getrennt voneinander zu regieren.

Die Kaiserkrönung von Friedrich II. (am 22.11.1220) WDR ZeitZeichen 22.11.2020 14:45 Min. Verfügbar bis 23.11.2090 WDR 5

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Der Herrscher Siziliens

Friedrich krempelte sein ländlich geprägtes Königreich in Süditalien komplett um. Er verlegte seinen Herrschaftssitz von Palermo nach Foggia in Nordapulien. Von seiner neuen Hauptstadt aus konnte er schnell in ganz Italien sein. Er weitete seine Kontrolle über den sizilianischen Handel aus und baute eine gut durchorganisierte Verwaltung auf.

In Melfi, seiner Wahlheimat, erließ der Stauferkaiser eine berühmte Rechtsordnung: die "Constitutiones von Melfi", die danach auf Sizilien 600 Jahre lang Gültigkeit hatte. Die allgemeine Sittlichkeit seiner Untertanen sollte gehoben werden: Auf Ehebruch, Kuppelei, Entführung, Selbstjustiz und Fehden standen strenge Strafen. Sein neugeschaffener Beamtenstaat wurde das Vorbild für ganz Europa.

Als Wissenschaftler und gebildetster Herrscher seiner Zeit machte er sich einen Namen. Seine Zeitgenossen nannten ihn den "Verwandler der Welt" (lateinisch "immutator mundi"). Friedrich II. setzte sich mit den Naturwissenschaften auseinander. Damit führte er eine normannische Tradition fort, die am sizilianisch-normannischen Thron schon immer gepflegt wurde. Ihn interessierten Fragen wie: "Wie funktioniert der Kosmos?" oder "Gibt es eine Seele?"

Friedrich begeisterte sich auch für die Falkenjagd. Dabei studierte er genau die Lebensbedingungen der Tiere und verfasste sein hochgerühmtes Buch "Von der Kunst mit Vögeln zu jagen", das mit 900 detailgetreuen Vogelbildern versehen war.

In seinem letzten Lebensjahrzehnt nahm er den Bau des achteckigen Castel del Monte in Angriff. Nirgendwo sonst wurde in der Architektur eine geometrische Figur so vollständig verwirklicht.

Friedrichs architektonisches Meisterstück | Bildquelle: WDR / Mauritius

Friedrich II. und der Papst

Friedrichs Herrschaft wurde immer wieder durch Konflikte mit dem Papst überschattet. Der Heilige Vater im Vatikan fühlte sich von den staufischen Landen im Norden und im Süden eingeschnürt. Daneben gab es noch viele weitere Streitpunkte. Immer wieder forderte der Papst Kaiser Friedrich II. auf, als Kreuzfahrer ins Heilige Land zu ziehen. Schließlich hatte sich der Kaiser dazu verpflichtet.

Doch Friedrich II. schob den Beginn des Kreuzzuges immer wieder auf. Außerdem belasteten wechselseitige Gebietsansprüche und Rechtsfragen in Süditalien das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst.

Die Auseinandersetzungen nahmen schließlich an Härte zu. Der Papst arbeitete auf die Vernichtung des Staufers hin. Friedrich II. wurde exkommuniziert. Papst Innozenz IV. entband die Reichsfürsten vom Treueeid und forderte sie auf, einen Nachfolger zu wählen.

Der Staufer führte erbitterte Schlachten gegen die Papstkirche. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, den der Kaiser letztlich verlor. Am 13. Dezember 1250 starb Friedrich II., vermutlich an Typhus oder an einer Blutvergiftung. Sein Sarkophag steht neben dem seiner Eltern Heinrich VI. und Konstanze im Dom von Palermo.

Im Dom von Palermo steht der Sarkophag von Friedrich II. | Bildquelle: AKG/Alfio Garozzo

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 19.12.2019)