Die Berliner Mauer

Der 9. November in der deutschen Geschichte

Pogromnacht, Mauerfall, Weimarer Republik: Mit dem 9. November verbinden sich mehrere entscheidende Ereignisse der deutschen Geschichte – positive wie negative. Sie sind immer wieder Thema historischer Forschung und emotionaler Auseinandersetzung.

Von Natalie Muntermann und Anette Kiefer

9. November 1848: Robert Blum

Robert Blum ist einer der bekanntesten deutschen Demokraten des 19. Jahrhunderts. Er kämpfte während der Deutschen Revolution von 1848 für Freiheit und Demokratie und wurde dafür am 9. November 1848 in Wien hingerichtet. Bis heute gilt er als Märtyrer für die deutsche Demokratie.

Dabei hätte Blum eigentlich gar nicht verurteilt werden dürfen: Er war deutscher Abgeordneter und besaß deshalb eine so genannte Immunität – er konnte also nur mit Genehmigung des Parlaments verurteilt werden.

Doch weil er sich als deutscher Delegierter in Wien am Revolutionsgeschehen beteiligt hatte, wurde er von kaiserlichen Truppen festgenommen. Das Wiener Gericht erkannte seine Immunität nicht an und verurteilte ihn als Aufrührer zum Tode. Schon am nächsten Tag wurde er am frühen Morgen erschossen, einen Tag vor seinem 41. Geburtstag.

Robert Blum wurde am 9. November 1848 von Soldaten erschossen | Bildquelle: picture alliance/Fotoarchiv für Zeitgeschichte/Archiv

9. November 1918: November-Revolution

Kaiser Wilhelm II. dankt ab, der SPD-Politiker Philipp Scheidemann ruft aus einem Fenster des Berliner Reichstags die Republik aus. Sie wird auch Weimarer Republik genannt und löst das Deutsche Kaiserreich ab. Unter schwierigsten Bedingungen versucht Deutschland, die Folgen des verlorenen Ersten Weltkrieges zu mildern.

Der Tag geht als positiver Umbruch in die Geschichte ein. Doch die Weimarer Republik hat nur rund 14 Jahre Bestand, ehe Adolf Hitler an die Macht kommt und seine Partei (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) Deutschland zu einer Diktatur macht.

Philipp Scheidemann verkündet den Beginn einer neuen Zeit | Bildquelle: WDR/AKG

9. November 1923: Hitler-Putsch

Am 9. November 1923 versucht Adolf Hitler von Bayern aus, die Reichsregierung in Berlin und damit die Weimarer Demokratie zu stürzen. Vergeblich – der Hitler-Putsch schlägt fehl. Es dauert noch gut zehn Jahre, ehe die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen.

9. November 1938: Pogromnacht

In der Nacht zum 10. November 1938 stecken die Nazis in ganz Deutschland Synagogen in Brand, demolieren jüdische Geschäfte und Wohnungen und verprügeln und ermorden jüdische Menschen. Die "Pogromnacht" gilt als eine der dunkelsten Stunden deutscher Geschichte.

9. November 1989: Fall der Mauer

1989 markiert der 9. November einen weiteren Wendepunkt in der deutschen Geschichte, Günter Schabowski, Sekretär des Zentralkomitees für Öffentlichkeit, hält am 9. November 1989 eine Pressekonferenz aus Anlass der Unruhen und Fluchtbewegungen aus der DDR.

Um 18:57 Uhr teilt er den verblüfften Journalisten fast beiläufig mit, dass alle DDR-Grenzen zur Bundesrepublik und nach West-Berlin geöffnet würden. Das ist eine ungeheure Sensation. Nicht einmal die Grenztruppen wissen Bescheid.

Die DDR öffnet ihre Grenzen (am 09.11.1989) WDR ZeitZeichen 09.11.2019 14:18 Min. Verfügbar bis 06.11.2099 WDR 5

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Die Nachricht verbreitet sich rasend schnell, noch in derselben Nacht stürmen Hunderttausende über die Grenze. Die Soldaten sind von dem Ansturm völlig überrumpelt und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. 28 Jahre nach dem Mauerbau feiern die wiedervereinten Berliner das größte Volksfest in der Geschichte der Stadt. Die Mauer ist gefallen.

Der Fall der Mauer bleibt unvergesslich | Bildquelle: dpa

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 22.03.2024)